Minimalismus und Kinder – auf den ersten Blick scheint das nicht zusammenzupassen. Schließlich bringen Kinder oft viele Dinge mit sich: Spielzeug, Kleidung und Accessoires. Doch gerade mit einer Familie kann ein minimalistischer Lebensstil große Vorteile bieten. Weniger Hektik, mehr Zeit für das Wesentliche und ein aufgeräumtes Zuhause können das Familienleben bereichern. Hier sind meine Tipps, wie man auch mit Kindern minimalistisch leben kann.
Bringt Ordnung ins Chaos
Ob Windeln oder Strampler, ob Spielzeug oder Besteck. Kinder haben alles, und mehrfach. Den Überblick zu behalten und zu verhindern, dass das pure Chaos ausbricht war für uns eine Mammutaufgabe. Bis wir eines Tages zu Ikea fuhren. Wir haben gefühlt alles an Stapelboxen und Aufbewahrungscontainern mitgenommen, dass wir finden konnten. Doch seitdem ist das erste, was unsere Freunde sagen wenn sie die Wohnung betreten, wie ordentlich es aussieht. Magie? Eine Haushaltskraft? Nein, das Lösungswort heißt Stapelbox. Buchstäblich alles, was unsere Tochter hat oder für sie gedacht ist, hat eine dazugehörige Box. Ihre Windeln? Alle in einer Box. Daneben: Eine Box mit Hosen, eine mit Shirts, eine mit Socken, eine mit Unterhosen, etc. Für ihr Spielzeug haben wir insgesamt fünf große Boxen: Ihre „Kochsachen“ sind in der ersten Box. Die zweite beinhaltet alles mit Rädern. Die dritte ist für alles was Musik macht, die vierte für Stofftiere und ähnliches. Und in die fünfte Box kommt alles, was in den anderen vier keinen Platz findet. So ist nicht nur alles aufgeräumt, auch unsere Tochter weis schon besser als wir, wo welches ihrer Spielzeuge liegt.
Gemeinsam entrümpeln
Der zweite Schritt zu einem minimalistischen Familienleben ist das Entrümpeln. Gehe Raum für Raum durch und sortiere alles aus, was nicht mehr gebraucht wird. Beziehe deine Kinder in den Prozess mit ein und erkläre ihnen, warum es wichtig ist, sich von unnötigen Dingen zu trennen. So lernen sie, bewusster mit Besitz umzugehen.
Wir machen das vierteljährlich. Zuerst gehen wir mit unserer Tochter alle Boxen an Spielzeug durch. Wir besprechen mit ihr, was sie nicht mehr nutzt und ob das weg kann. Von einzelnen Sachen trennt sie sich sogar von selbst und freiwillig. Und für alles andere wird argumentiert: „Wenn wir dies verkaufen oder verschenken hat die Box wieder Platz für etwas Neues.“ Wenn das nicht funktioniert bleibt es eben noch ein Vierteljahr in der Box. Am Abend gehen meine Frau und ich dann den Rest durch: Kleider, die nicht mehr passen, werden aussortiert, genauso wie Bücher, verbrauchte Bastelsachen, etc.
Weniger Spielzeug, mehr Kreativität
Kinder brauchen nicht viele Spielsachen, um glücklich zu sein. Oft reicht eine kleine Auswahl an hochwertigen und vielseitigen Spielsachen aus, um ihre Fantasie zu fördern. Setze auf langlebige und kreative Spielzeuge, die verschiedene Spielmöglichkeiten bieten. Rotiere das Spielzeug regelmäßig, um Abwechslung zu schaffen, ohne immer Neues kaufen zu müssen.
Und wenn du jetzt sagst, was erzählt er mir da, der hat doch fünf Boxen voller Spielzeug? Die sind nicht so groß wie du jetzt denkst. In der „Musik-Box“ liegt gerade nur eine kleine Rassel. Und die Kuscheltier-Box können wir wohl am Jahresende aussortieren. Schließlich wurde sie seit Wochen nicht geöffnet.
Leihen, statt kaufen
Der Unterschied zwischen Besitz und Eigentum ist ein Konzept, das Kinder bis zu einem gewissen Alter nicht verstehen. Was zählt ist, dass es hier ist. Der Bibliotheksausweis unserer Tochter kostet 12 Euro im Jahr. Wir haben jederzeit mindestens fünf Sachen aus der Bibliothek ausgeliehen: Bücher, Spiele, Kamishibai, ja sogar eine Spielzeug-Eisenbahn hatten wir schon zuhause.
Dass wir so viel ausleihen, ist für alle eine win-win-Situation: Wir sparen uns nicht nur das Geld, alles zu kaufen, sondern auch den Stress und die Zeit, alte Sachen zu verkaufen und neue anzuschaffen. Und unsere Tochter bekommt jeden Monat neue Bücher und Spiele, die sie sich auch noch völlig frei aussuchen darf. Denn einmal im Monat geht es gemeinsam in die Bibliothek, was uns gleich zum nächsten Punkt bringt.
Erlebnisse statt Dinge schenken
Bereits der Gang zur Bibliothek ist für unsere Kleine ein Highlight. Sie darf sich völlig frei aussuchen, was sie will. Und sogar wie viel sie will, da unsere Bibliothek eine wirklich großzügige Begrenzung an parallelen Ausleihen hat. Fast wie Weihnachten quasi.
Auch bei den richtigen Geschenken versuchen wir, lieber auf gemeinsame Erlebnisse zu setzen, statt auf materielle Dinge. Ausflüge, Museumsbesuche oder Bastelnachmittage schaffen wertvolle Erinnerungen und fördern die gemeinsame Zeit. Das beschränkt sich auch nicht nur auf uns: Die Fragen von Omas und Opas vor Geburtstag, Ostern oder Weihnachten, was sie schenken können, beantworten wir fast immer gleich: Unternehmt etwas mit ihr, da freut sie sich am meisten. Und für das Kinderherz reicht dazu dann eine Kleinigkeit.
Kleidung minimalisieren
Den Kleiderschrank bei Kindern klein zu halten, ist wohl etwas Wunschvorstellung. Die kleinen Racker haben einfach Tage, an denen sie drei Oberteile vollsauen. Wenn du aber schon so viel von allem brauchst, kannst du darauf achten, auf Second-Hand-Kleidung zurückzugreifen oder Kleidung zu tauschen. Vinted oder Ebay-Kleinanzeigen sind eine tolle Anlaufstelle für wirklich schöne Kinderkleidung, zu oft kleinen Preisen.
Einfache Routinen schaffen
Ein minimalistischer Lebensstil bedeutet auch, den Alltag zu vereinfachen. Schaffe klare und einfache Routinen, die den Familienalltag strukturieren und Stress reduzieren. Ein fester Morgen- und Abendablauf kann Kindern Sicherheit geben und Hektik vermeiden.
Nachhaltigkeit leben
Minimalismus und Nachhaltigkeit gehen Hand in Hand. Achte darauf, nachhaltige Produkte zu kaufen und den Konsum zu reduzieren. Beziehe deine Kinder in umweltbewusste Entscheidungen mit ein und zeige ihnen, wie sie achtsam mit Ressourcen umgehen können. Denke auch daran, dass Kinder durch Nachahmung lernen. Lebe selbst einen minimalistischen Lebensstil vor und zeige deinen Kindern, dass Glück nicht von materiellen Dingen abhängt. Erkläre ihnen, warum ihr euch für Minimalismus entschieden habt und welche Vorteile es bringt.
Weniger Termine, mehr Zeit
Ein übervoller Terminkalender kann Stress für die ganze Familie bedeuten. Überlege, welche Aktivitäten wirklich wichtig sind und welche gestrichen werden können. Mehr freie Zeit bedeutet mehr Gelegenheiten für spontane und entspannte Familienmomente. Den Kaffee bei den Schwiegereltern kann man auch ohne schlechtes Gewissen absagen, wenn das mit Stress für Kind und Familie verbunden ist.
Vorteile eines minimalistischen Familienlebens
Eine minimalistische Betrachtung des Familienlebens kann viele Vorteile bringen. Wir setzen die oben genannten Punkte seit knapp über einem Jahr konsequent um. Und sind seitdem als Familie tatsächlich viel entspannter. In der Zusammenfassung daher hier noch einmal die Vorteile:
- Mehr Zeit für die Familie: Weniger Besitz und Verpflichtungen bedeuten mehr Zeit für gemeinsame Aktivitäten und Erlebnisse.
- Weniger Stress: Ein aufgeräumtes Zuhause und einfache Routinen reduzieren Stress für Eltern und Kinder.
- Nachhaltigkeit: Ein minimalistischer Lebensstil fördert ein umweltbewusstes Verhalten und schont Ressourcen.
- Bewusster Konsum: Kinder lernen, bewusster mit Besitz umzugehen und materielle Werte weniger in den Vordergrund zu stellen.
Minimalismus und Kinder
Minimalismus und Kinder können gut zusammenpassen. Durch bewusste Entscheidungen und einfache Routinen kann der Alltag für die ganze Familie entspannter und erfüllter werden. Weniger ist oft mehr – und das gilt auch für das Familienleben.
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